by Friedrich Lips FACHWERK (Sofia Gubaidulina) KAPOTE (Giya Kancheli) Man braucht etwas mehr als eine Stunde, um die beiden obigen Werke in der Interpretation von Friedrich Lips anzuhören, zuerst Fachwerk (2009) von Sofia Gubaidulina mit dem Sinfonieorchester der Russischen Gnesin Musikakademie (Dirigent: Alexander Solowjow), dann Kapote ( 2006) von Giya Kancheli mit dem Orpheus Radio Symphonic Orchestra (Dirigent: Sergei Kondraschew). Es wird eine der am besten genutzten Stunden sein, die sich ein Zuhörer vorstellen kann! Die beiden Werke ergänzen einander perfekt und werden die volle Aufmerksamkeit des Zuhörers verlangen. Der Name von Sofia Gubaidulina ist unter den meisten ernsten Musikern, Komponisten und Dirigenten in der ganzen Welt wohlbekannt, während der Name Giya Kancheli zwar vielleicht nicht überall den gleichen Bekanntheitsgrad hat, aber doch auch er in den gleichen Kreisen großen Respekt genießt. Beide Komponisten hatten den wohlverdienten großen Erfolg und aufgrund der musikalischen Leistungen des russischen Bajanisten Friedrich Lips haben die Bajan- und Akkordeonwelt jetzt Aufnahmen eines Repertoires feinster Qualität auf höchstem Niveau, ebenbürtig allen anderen heutzutage verfügbaren Aufnahmen ernster Musik. Diese beiden Werke sind herausragende Kompositionen, interpretiert auf dieser CD durch spektakuläre Aufführungen der beiden Orchester und vor allem natürlich des Solisten Friedrich Lips. Das deutsche Wort „Fachwerk“ bedeutet „Rahmen“ und stammt aus dem architektonischen Stil gleichen Namens. „Kapote“ bedeutet „einmal, vor langer Zeit“ in der Übersetzung aus dem Griechischen. Friedrich Lips hat eine präzise und informative Erklärung der Titel und der Konzeption der beiden Kompositionen gegeben. Er verweist darauf, dass Sofia Gubaidulina (die zuvor bereits mehrere große Werke komponiert hat, die durch Lips bedeutende Aufführungen erlebt haben) ... „ in diesem Werk, den Gesetzen dieses architektonischen Stils folgend, das Instrument quasi von innen nach außen dreht und uns so ein Maximum an Möglichkeiten zeigt, die in der besonderen Konstruktion des Akkordeons liegen: sowohl ein neues Verständnis der Rolle des Standardbass-Manuals und seiner Verbindung zum Melodiebass-Manual, als auch eine Vielzahl von Ton-Glissandi, darunter auch mehrstimmige ... Dieser ganze konstruktive Rahmen wird dank des Einfallsreichtums und der Phantasie der Komponistin zu einem bunten emotionalen Bild und hat eine starke Wirkung auf den Zuhörer.“ Fachwerk wurde beschrieben als „ein ungewöhnliches und belebendes Werk der bemerkenswerten Sofia Gubaidulina ...” In der Tat! Es erfordert eine meisterhafte Demonstration jedes Bereichs und jeder Farbe des Instruments. Der Solist Friedrich Lips spielt mit seiner üblichen Hingabe für jedes mögliche Detail; die Präzision und Tiefe jeder einzelnen Note innerhalb der großen Akkorde bei jedem dynamischen Pegel wird ebenso besonders geschätzt wie auch jene, die er bei längeren bellows shakes, Modulationen und sogar besonders schönem Vibrato in bestimmten Phrasen zeigt! Die für solch brillante musikalische Darbietungen wie auf dieser CD erforderlichen Aufnahme- und Mastering-Techniken werden sowohl bei Fachwerk (Bajan, Percussion und Streichorchester) als auch Kapote (Bajan, Percussion, Bassgitarre und Streichorchester) meisterhaft ausgeführt. Alle Tontechniker sollten darüber glücklich sein; ein deratige sorgfältige Aufmerksamkeit für Balance und Ton ist sehr zu schätzen. Kapote ist in der Tat schön ... sogar ätherisch ... von Anfang bis Ende. Die riesigen Akkorde in Fachwerk sind nicht mehr relevant für dieses Werk; stattdessen hören wir, wie von Lips beschrieben, „Ein origineller Minimalismus und eine sehr feine Klangmalerei blenden den Hörer buchstäblich mit ihrer magischen Schönheit. Phantasievolle Konturen, seinerzeit („Kapote“) gleichsam erstarrt in kristallklarer Schönheit, umhüllen langsam unsere Ohren. Unser Bewusstsein hört heraus einst vernommene Melodien sowie Tangorhythmen, eine Tarantella, eine Anspielung auf den Klang der Drehorgel, der kaukasischen Harmonika.“ Lips sagt Giya Kancheli wird manchmal „Maestro des Schweigens“ genannt. Nachdem man Kapote gehört hat, versteht man sehr leicht, warum. Zum Abschluss seiner Anmerkungen zitiert Friedrich Lips die folgenden Worte von Papst Benedikt XVI, „Die Musik hat drei Quellen: Liebe, Trauer und Begegnung mit Gott.“ Sie werden diese sehr feine CD bewundern und genießen, wie bei allen Aufnahmen von Friedrich Lips, erhältlich bei: MusicForAccordion.com: Friedrich Lips Dr. Herbert Scheibenreif at Herbert@accordion-cd.co.at or www.accordion-cd.co.at Ich kann FACHWERK / KAPOTE nur sehr empfehlen. Die CD ist hervorragend! Rezension von Joan C. Sommers Januar 2016 Die deutsche Übersetzung dieses Artikels stammt von Dr. Herbert Scheibenreif. |